Wolfgangsee 2025

Langstrecken Regatta am Wolfgangsee

Am Abend des 25.April laden Anton Schuhegger "Toni" und Bernhard Rupp zum ersten Mal überhaupt den WinTech Doppelzweier "Winni2" auf den kleinen Bootsanhänger des Waginger Rudervereins "WRV". Ohne ein bisschen Basteln geht es natürlich nicht. Trotz Dauerregen unterstützt Hängerwart Alois dabei gerne und tatkräftig. Ruck Zuck ist eine Holzkonstruktion errichtet, welche die Überlänge des ca. 10m langen Bootes vorschriftsgemäß mit Kennzeichen und Leuchteinheit absichert. Toni ist parallel beim ersten Tag des mit 12 Teilnehmern voll besetzten Anfängerkurses als Übungsleiter eingeteilt.

Wolfgangsee 2025

Gegen Ende des Kurses ist dann auch der Hänger beladen, Skulls, Böcke und Ausleger verstaut und das Boot festgezurrt.
Am Samstagvormittag treffen sich Toni und Bernhard um 6:30 Uhr am Bootshaus des WRV und fahren schließlich nach St. Gilgen an den schönen Wolfgangsee - Zuhause des RCW (Ruder Club Wolfgangsee) - welcher die Langstreckenregatta organisiert und ausrichtet. Dabei können die teilnehmenden Zweierfahrer Distanzen zwischen 10 und 20 km wählen. Bei beiden Varianten gibt es auf halber Strecke je eine Wende.
Insgesamt nehmen 52 Boote teil, wobei aber nur neun davon sich über die komplette Distanz von 20km wagen.

Auch Toni und Bernhard wählen, wie die meisten, die kürzere Distanz. Sie haben sich seit Februar gemeinsam intensiv vorbereitet und eine klare Zielzeit vor Augen: 45 Minuten.
Das bedeutet eine Pace von 2:15min / 500m.

Zu Beginn der Vorbereitung scheitern alle Versuche, die Zielpace über eine längere Distanz als 1km zu halten. Aber mit dem Herannahen des Regattatermins und regelmäßigen Trainings wird das Ziel immer realistischer.
Den letzten Schliff gibt noch das Fein- Tuning am Boot: Toni hat Adapter angefertigt, um eigene, passende Ruderschuhe einbauen zu können, Bootswart Michael vermisst das Boot komplett und stellt es neu ein. Im letzten Training vor der Regatta können beide die Zielpace (bei idealen Wetterbedingungen auf dem Waginger See) über eine Distanz von knapp 4km sogar noch unterbieten.
Was diese Pace wirklich wert ist, soll sich erst am Tag der Regatta im direkten Vergleich mit den anderen Teilnehmern und dem vor Ort herrschenden Wetter zeigen.

Das Gespann aus Waging kommt gegen 8:00 Uhr am Sattelplatz des RCW an. Winni2 wird abgeladen, aufgeriggert und bekommt von der Regattaleitung die Startnummer 23. Bei der Steuermannbesprechung werden vom Schiedsrichter- und Orgateam letzte Infos über Bedingungen und Strecke bekannt gegeben.
Kurz nach 10 Uhr geht’s bereits auf Wasser in Richtung "Warmup Zone". Ihr Block soll um 10:40 starten.

Beim Aufwärmen etwas weiter draußen am See zeigt sich ein beständiger Wind, der am Ufer kaum zu spüren war - verbunden damit entsprechender Wellengang. Unabhängig davon fühlt sich das Aufwärmen leicht und vielversprechend an, die beiden begeben sich nach ca. 2km in Richtung Start.
Der Wind treibt die kleinen Boote hin und her, manche kommen sich gefährlich nahe, weshalb die Regattaleitung beschließt, dass auch außerhalb der Startbojen gestartet werden darf.

"All Cruise" (Ab dieser Saison ersetzt dieses Kommando den bisher üblichen "Quick Start") - Attention - GO.
Dreiviertel, Halb, Halb, Dreiviertel, Ganz - Der vorab einstudierte Rennstart sitzt und die beiden setzen sich Schlag um Schlag mit der Spitzengruppe vom Rest des Feldes ab. Der Wind und Ausflugsschiffsverkehr zeigt sich von der Regatta unbeeindruckt und schaukelt die Kleinboote gehörig umher - die ein oder andere Welle schwappt ins Boot. Toni und Bernhard nehmen zwar auch etwas Wasser auf, haben aber mit ihrem breiteren und "schwereren" Winni2 für diese Bedingungen ideales Material unter den Rollsitzen (was von der Konkurrenz später als "strategisch sehr gute Entscheidung" gelobt wurde).

Mit Unterstützung des Windes fällt es den beiden trotz teilweise starkem Wellengang fast schon leicht, ihre Zielpace zu unterbieten. Dennoch wissen sie, dass sie ihre Kraft auf dem Rückweg nach der Wende gegen den Wind und die Wellen noch brauchen werden.
Durch eine hervorragende Linienwahl von Steuermann Toni und der vorab ausgeklügelten Wendetechnik kommen die beiden schnell und ohne Strafzeit um die zwei Wendebojen und richten den Bug in den Wind. Bernhard auf Schlag hat dank Toni’s "Stroke Coach" und seiner Uhr stets alle notwendigen Parameter im Blick: Schlagzahl, Schlaglänge, aktuelle Pace, Pace der letzten 500m, Puls, gefahrene Distanz, verstrichene Zeit - immer häufiger fallen die beiden jetzt durch heftige Wellen, Korrekturmanöver, Ermüdung der Muskeln und damit unweigerlich unsauberer Technik unter die angestrebte Pace.
Sie motivieren sich gegenseitig, ziehen stur ihre Schlagzahl 26 durch und verbrennen auf den letzten Metern die letzten Kraftreserven.
Der Distanzmesser steht bei 9940m und Bernhard wird von der Tröte beim Überqueren der Ziellinie überrascht. Der Schlussprint bleibt zum Glück aus - die beiden haben es geschafft.

Der Blick auf die Uhr säht Hoffnung, dass trotz der widrigen Bedingungen doch noch die Chance besteht, die Zielzeit zu erreichen. Verstrichene Zeit und durchschnittliche Pace auf der Uhr sind zwar höher als angestrebt, eine genaue Aussage ist zu diesem Zeitpunkt aber nicht möglich, da die Uhr bereits ca. 2 Minuten vor dem tatsächlichen Rennbeginn gestartet wurde, was die Werte entsprechend verfälscht.
Es bleibt also spannend, die beiden rudern an Land, ziehen sich um, verstauen Winni2 auf dem Hänger und setzen sich bei Speis und Trank in die Sonne.

Dabei kommen sie mit anderen Teilnehmern ins Gespräch und verkürzen so gemeinsam bei Fachsimpelei die Zeit bis zur Siegerehrung. Dort werden von hinten nach vorne zuerst die Teilnehmer der 20km, dann die der 10km Distanz vorgelesen und bekommen neben Medaillen auch tosenden Applaus aller beteiligten.
Als die Organisatoren bei Platz 20 angekommen waren, freuen sich die beiden: Top 20 - schonmal gut. Jeder weitere vorgelesene Name lässt hoffen, dass es sogar für die Top 15 gereicht hat. Aber als sie auf Platz 10 noch immer nicht aufgerufen wurden befürchten sie, vielleicht versehentlich gar nicht gewertet worden zu sein.
Im selben Moment ertönt die Stimme der Sprecherin: Mit einer Zeit von 44 Minuten, 52 Sekunden und einer durchschnittlichen Pace von 2:145min / 500m geht der neunte Platz an Anton Schuhegger und Bernhard Rupp vom Waginger Ruderverein. Oft braucht es einfach klare Ziele Im Leben.